Nicht selten sorgt die Entdeckung eines Wespennests für Angst und Schrecken. Allein die Größe, die das Gebilde erreichen kann, ist beeindruckend. Bei der Vorstellung, wie viele Tiere in einem solch ausladenden Bau leben können, wird schnell der Ruf nach einem Schädlingsbekämpfer laut. Doch Wespen sind durchaus nützliche Insekten und nicht zwingend gefährlich. Schon einfache Maßnahmen halten sie vom Haus fern oder sorgen dafür, dass sie sich an einer anderen Stelle niederlassen…
Ein Lebewesen, das seinen Instinkten folgt
Die Bedrohung, die von den charismatischen Brummern ausgeht, sollte weder unter- noch überschätzt werden. Wespen sind per se keine gefährlichen Tiere – doch einige ihrer natürlichen Verhaltensweisen können Menschen in Schwierigkeiten bringen. Das trifft vor allem auf Personen mit einer Allergie gegen Insektengift zu; unter bestimmten Voraussetzungen stellen Wespen aber auch für alle anderen eine ernst zu nehmende Gefahr da.
Als Omnivoren (Allesfresser) lassen sich die Tiere auf jedem Lebensmittel nieder, das sie finden. Die Arbeiterinnen eines Wespenvolkes ernähren sich im Normalfall von
- Blütenpollen,
- Nektar,
- Pflanzensäften und/oder
- Früchten.
Für ihre Königin und die heranwachsenden Larven sammeln sie zusätzlich
- Insekten,
- Raupen und/oder
- Spinnen,
die sie als vorverdauten Speisebrei verfüttern. So gesehen sind Wespen durchaus nützlich und können im Garten, auf dem Balkon oder am Haus für eine gewisse Ordnung sorgen. Zudem bestäuben sie bei der Nahrungssuche Blüten und tragen so zur Entwicklung neuer Früchte bei.
Doch wie alle Tiere machen sie es sich in puncto Futter auch gern bequem. Sind Speisen und Getränke frei zugänglich, decken die Tiere ihren Bedarf hierüber. Das spart Wege, Zeit und Kraft – und ist eine ganz natürliche Reaktion auf vorhandene Angebote. Die Menge, die eine einzelne Wespe verzehrt, fällt kaum ins Gewicht und anders als zum Beispiel Fliegen übertragen die schwarz-gelben Insekten auch keine Krankheitserreger.
Im Falle eines Angriffs
Gefährlich wird dieses Verhalten erst, wenn die Wespen unsachgemäß vertrieben werden. Durch heftiges Wedeln, Schlagen oder Herumspringen fühlen sie sich bedroht oder angegriffen – und gehen in Verteidigung. Im Gegensatz zu Bienen können sie ihren Stachel mehrfach gebrauchen und nutzen diese Fähigkeit bis in die Sterbephase. Das heißt, auch eine halbtote Wespe kann noch einmal zustechen und quasi „letzte Rache“ üben.
Die dabei injizierte Flüssigkeit enthält zahlreiche Enzyme und Giftstoffe; darunter
- Acetylcholin,
- Histamin und
- Serotonin.
Sie verursachen heftiges Brennen, eine kräftige Rötung und schmerzhafte Schwellungen im betroffenen Hautareal. Dieser Zustand kann bis zu sechs Tage anhalten; ist jedoch eher unangenehm als gefährlich.
Bei entsprechend veranlagten Personen kann ein Wespenstich allergische Reaktionen auslösen. Neben den allgemeinen Symptomen eingedrungenen Insektengifts treten dann zusätzlich
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Atemnot
- Inkontinenz und/oder
- Bewusstseinstrübung
ein. Die Steigerung dessen ist ein lebensbedrohlicher Schock mit Organ- und Kreislaufversagen, der im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Doch auch Nicht-Allergiker sind durch einen Wespen-Angriff extrem gefährdet – nämlich dann, wenn das Tier im Mund- oder Rachenraum zusticht. Schwillt die Schleimhaut in diesem Bereich an, droht der betroffenen Person Atemnot oder gar der Erstickungstod.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Um diesen Gefahren vorzubeugen, sollten Wespen von Menschen fern gehalten werden. Das kann vorbeugend geschehen oder durch akute Maßnahmen. Die Möglichkeiten, das Haus und sein Umfeld vor den Insekten zu schützen, sind vielfältig:
Dem Bau vorbeugen
Wespen errichten ihre Nester bevorzugt an windgeschützten, schattigen Stellen. Präferierte Plätze sind
- Fenster- und Türlaibungen,
- Dachüberhänge und -stühle oder
- Rollladenkästen.
Hier finden die Tiere nicht nur geeignete Niststellen, sondern auch das nötige Material für den Bau. Eingespeichelte Holzfasern bilden den Grundstock für die ersten Brutwaben der Königin. In ihnen entwickeln sich Arbeiterinnen, die das Nest sukzessive erweitern und auf beachtliche Größe anwachsen lassen.
Durch spezielle Anstriche werden die genannten Stellen unattraktiv, sodass sie eine Ansiedlung verhindern können. Zudem halten Fliegengitter, Lamellen und/oder Moskitonetze die Wespen davon ab, in Öffnungen einzudringen und mit dem Bau eines Nests zu beginnen.
Eine weitere Möglichkeit, die fliegenden Ingenieure fern zu halten, sind Attrappen. Insekten-Völker leben gern in friedlicher Koexistenz und scheuen Auseinandersetzungen mit ihren Artgenossen. Ein künstliches Nest gaukelt ihnen vor, dass hier bereits andere Wespen wohnen – und kann den potenziellen Siedlungsplatz uninteressant machen.
Entstehende Bauten bekämpfen
Lässt sich die Königin davon nicht abschrecken oder ist sie an einer natürlichen Stelle zu Werke gegangen, kann handelsübliches Wespengift in Form von Schaum oder Spray zur Anwendung kommen. Es wird direkt in das Einflugloch des Baus geprüht, sodass die Tiere veranlasst werden auszufliegen.
Herauskommende Wespen und die Außenflächen des Nests müssen ebenfalls eingenebelt werden – wobei große Risiken entstehen. Einerseits steigt die Wahrscheinlichkeit, angegriffen zu werden; andererseits schadet das Gift auch Menschen und anderen Tieren. Eigenmächtiges Vorgehen empfiehlt sich allenfalls bei sehr kleinen, maximal tennisballgroßen Nestern.
Prinzipiell sollte der Einsatz von Wespenspray oder -schaum einem Fachmann für Schädlingsbekämpfung überlassen bleiben. Er verfügt über das nötige Know-How im Umgang mit dem Produkt, besitzt eine zuverlässige Schutzausrüstung und weiß, wie die Tiere und das Nest „nachzubehandeln“ sind.
Entstandene Bauten entfernen lassen
Gleiches gilt für das Entfernen eines Baus. Hiervon ist Laien dringend abzuraten, da jede Wespe mit jedem Stich Pheromone freisetzt. Diese Duftstoffe alarmieren die übrigen Bewohnerinnen des Nests und provozieren einen Schwarm-Angriff. Fällt das gesamte Volk zugleich über einen Menschen her, können auch Nicht-Allergiker mit lebensbedrohlichen Symptomen reagieren.
Zudem gilt es abzuwägen, ob sich der Auftrag an einen Fachmann zeitlich lohnt. Wespen bewohnen ihr Nest nur eine Saison lang; danach steht es leer und kann in diesem Zustand leichter bzw. sicherer entfernt werden. Eine Ausnahme davon bilden Bauten, die die Gebrauchsfähigkeit eines Gebäudes oder Grundstücks einschränken bzw. die Sicherheit der Nutzer/-innen gefährden.
Auf gute Nachbarschaft!
Der mit Abstand beste Weg ist es, sich mit den Wespen zu arrangieren – denn sie sind nicht nur friedliebend, sondern auch besonders geschützt: Das Bundesnaturschutzgesetz untersagt es, die Tiere „mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten“. Anderenfalls drohen Bußgelder, die sich bei bestimmten Wespen-Arten und in einzelnen Bundesländern auf bis zu 50.000 Euro belaufen können.
Den Hausfrieden wahren
Um angesiedelte Tiere nicht „in Versuchung“ zu führen, sollten in der Nähe eines Nestes verschiedene Sicherungs-Maßnahmen durchgeführt bzw. eingehalten werden. Dazu gehört es,
- das Nest deutlich und zweifelsfrei zu markieren
- 3-4 Meter Abstand zum Nest zu halten
- Erschütterungen und hektische Bewegungen zu vermeiden
- Speisen und Getränke stets abzudecken bzw. vor dem Verzehr auf Wespenbefall zu prüfen und zum Trinken einen Strohhalm zu benutzen
- Gesicht und Hände nach dem Essen oder Trinken zu reinigen
- nicht barfuß zu gehen
- auf Kleidung in grellen Farben oder stark duftende Pflegeprodukte zu verzichten
Dufte Tipps gegen aufdringlichen Besuch
Darüber hinaus können folgende Hausmittel gegen unerwünschte Nähe helfen:
- extrem verlockendes Naschwerk in ausreichend großem Abstand zum gedeckten Tisch; am wirksamsten in Form überreifer Früchte, die die Wespen lieben
- ätherische Öle bestimmter Pflanzen, die die Tiere mittels Duftlampe oder Duftkerze bzw. in natürlicher Form vertreiben; besonders bewährt haben sich Lavendel, Zitrone und Gewürznelken oder eine Kombination dieser Gerüche
- die röstfrischen Aromen von Kaffee; dazu fein gemahlene Bohnen auf eine feuerfeste Unterlage streuen und anzünden
- die aromatischen Düfte frisch aufgeschnittener Knoblauchzehen oder Zitronenachtel
- stark riechende Balkon- oder Beetpflanzen wie Tomate, Basilikum und Minze; auch unverarbeitet und einfach neben den Tisch gestellt
Alle genannten Mittel entfalten auf begrenztem Raum einen deutlich größeren Effekt und haben – leider – auch Nebenwirkungen. Dennoch sind sie es wert, ausprobiert zu werden, denn sie bekämpfen Wespen auf ganz natürliche Weise und ohne in ihren Lebensraum einzugreifen.